Dienstag, 7. Mai 2013

Spiegelriss

Es ist einige Zeit vergangen seit dem Tod von Dr. Rudolf Rettemi und seitdem ist einiges geschehen. Juli lebt auf der Straße und hat sich einem "Rudel" Jugendlicher angeschlossen, die ebenfalls kein "normales" Leben mehr haben. Sie versucht nicht aufzufallen oder erkannt zu werden, denn inzwischen wird sie in der ganzen Stadt für den angeblichen Mord an ihrem Adoptivvater gesucht. Schmutz, Hunger und Kälte setzen ihr zu und Juli erweckt den Eindruck, als hätte sie sich aufgegeben.

Als sie die Aufmerksamkeit des inoffiziellen Rudelführers Kojote erregt, kommen die Dinge jedoch etwas ins Rollen und Juli fängt endlich an, ihr Leben aktiv in die Hand zu nehmen. Sie sucht die Menschen auf, die bisher in ihrem Leben wichtig waren und bringt sich dabei in sehr große Gefahr.

Meine Meinung:

Der erste Teil "Spiegelkind" von Alina Bronsky hatte mich vor einiger Zeit unheimlich begeistert, so dass ich mich sehr auf die Fortsetzung gefreut habe. Doch während ich in der Erwartung war, dieselbe Atmosphäre wieder anzutreffen, hat mich die Autorin mit einer ganz anderen überrascht. Viel düsterer als noch die anfängliche, heile Welt von Juli beginnt der Roman und wirft seine Leser sofort ins kalte Wasser.

Seit dem Ende des ersten Teiles ist einiges an Zeit vergangen und ich sah mich als Leser mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Zu Beginn hatte ich ständig das Gefühl, wichtige Informationen vielleicht überlesen zu haben und das legte sich erst langsam im Laufe der Geschichte, in der die Autorin die Geschehnisse der Zwischenzeit häppchenweise einstreute. Dadurch war die Spannung von Anfang an ungebrochen spürbar, aber irgendwie hinterließ das bei mir auch ein leicht unzufriedenes Gefühl, denn ich fühlte mich lange nicht angekommen in der Geschichte, die mir doch eigentlich noch so gut im Gedächtnis haftete.

Trotzdem habe ich auch diesen Teil als sehr lebendig und fesselnd empfunden. Erneut erzählt die Autorin die Geschichte aus der Sicht von Juli im Präsens und lässt ihre Leser an deren Verzweiflung teilhaben. Juli fühlt sich sehr verloren und eingelassen in einer immer feindlicher werdenden Welt. Zugleich spürt man auch, wie sehr sie von den zurückliegenden Geschehnissen bedrückt ist. Doch nach und nach rappelt sie sich wieder auf und beginnt, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Die Nebencharaktere des Vorgängerbandes sind größtenteils alle wieder präsent, rücken in diesem Teil aber viel mehr in den Hintergrund. Die meisten von ihnen haben Veränderungen mitgemacht oder zeigen neue Facetten ihrer Charaktere. Eine Verbindung zu ihnen konnte ich hier jedoch nicht mehr so stark fühlen. Auch Julis neue Bekanntschaft Kojote bleibt ein wenig schwach hinter ihr zurück, obwohl er derjenige ist, der ihr den sprichwörtlichen Tritt in den Allerwertesten verpasst, damit sie endlich aus ihrem Selbstmitleid wieder auftaucht.

Fazit:

"Spiegelriss" von Alina Bronsky ist die Fortsetzung von "Spiegelkind" und hat mich durchgehend mit seiner Mischung aus Fantasy, Dystopie und stetig präsenter Spannung gefesselt. Düster und geheimnisvoll ist dieser zweite Teil ganz anders als der erste und sehr stark auf die Protagonistin konzentriert. Das und meine anfängliche Verwirrung haben diesen Teil für mich nicht ganz so rund gemacht wie den Vorgänger. Obschon sich das Ende für mich irgendwie abgeschlossen anfühlt, erwartet die Leser noch ein dritter Teil der Reihe, auf den ich trotzdem sehr gespannt bin und, mit dem mich die Autorin bestimmt wieder überraschen kann.






gebundenes Buch mit 264 Seiten
Verlag: Arena
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erschienen: Januar 2013
Alter: ab 12 Jahren
Preis: 14,99 Euro
ISBN: 978-3-401-06799-5
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