Freitag, 13. April 2018

Nocona - außergewöhnlich emotional und fesselnd

Sara Merger ist Ethnologin und will einen Bildband über die Vergangenheit und die Gegenwart der Indianer in den Reservaten zusammenstellen. Zu diesem Zweck begutachtet sie die Ausstellungsstücke des letzten Comanchen-Häuptlings Quanah, der vor mehr als 100 Jahren in der Vergangenheit gelebt hat. Sie ist seltsam berührt von dem, was sie da sieht und fühlt sich in die damalige Zeit zurückversetzt. Da spricht sie plötzlich der Comanche Makah an. Beide scheinen von ihrem jeweiligen Gegenüber fasziniert und fühlen sich auf unerklärliche Weise voneinander angezogen. Makah begleitet Sara zurück zu ihrem Hotel und verabschiedet sich mit einem feurigen Kuss. Dann steigt er wieder in seinen Wagen und fährt fort, nicht ohne Sara ein Wiedersehen zu versprechen.

In der nächsten Zeit werden die beiden immer wieder von Visionen der Vergangenheit heimgesucht. Dabei haben sie das Gefühl, die Leben von Nocona und seiner Frau Naduah, den Eltern von Quanah,  selbst noch einmal hautnah mitzuerleben. Sie werden in das 19. Jahrhundert zurückversetzt, in eine Zeit, in der die Indianer noch in Freiheit und mit der Natur verbunden lebten und die weißen Siedler beginnen, ihren Lebensraum zu bedrohen. Dabei werden die Visionen von Tag zu Tag heftiger und Sara erkennt, dass es hier einen Zusammenhang zwischen der besuchten Ausstellung, Makah und ihr geben muss und macht sich auf die verzweifelte Suche nach ihm. Werden sie das Geheimnis der Visionen lüften können? Und werden sie zueinander finden?

Das Buch ist ausgesprochen emotional und fesselnd. Britta Strauss hat einen außergewöhnlich ansprechenden Schreibstil, der mich gleich von Anfang an gefangengenommen hat. Die magische Anziehungskraft, die Sara für die Artefakte und anschließend für Makah empfindet, hat sich beim Lesen direkt auf mich übertragen. Die Geschichte und die Charktere waren so detailliert beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, Teil des Geschehens zu sein. Alles erschien vor meinem geistigen Auge. Immer, wenn ich die Geschichte unterbrechen musste, fühlte ich mich unfreiwillig in die Gegenwart zurückkatapultiert, zurückgelassen mit dem Wunsch, noch mehr über Sara und Macah zu erfahren. Selten war ich so gefesselt von einem Buch.

Britta Strauss erzählt die Geschichte, bei der man das Gefühl hat, dass darin sehr viel Herzblut von ihr steckt, mit Hilfe von diversen Erzählsträngen. Da gibt es einmal die der Vergangenheit von Nocona und Naduah und dann die der Gegenwart von Makah und Sara. Während der Geschichte nähern sich die einzelnen Stränge immer mehr einander an bis sie fast gänzlich miteinander verwoben zu sein scheinen.

Auch die Situation der Indianer sowohl in der Vergangenheit, als auch in der heutigen Zeit wird in dieser Geschichte sehr schön geschildert. Die Auswirkungen der Ausbreitung der weißen Bevölkerung, ungeachtet der Rechte anderer Lebewesen und erfüllt mit der unsäglichen Arroganz, als einzige das Richtige zu tun, sind auch heute noch deutlich spürbar. Diejenigen, die an ihren Traditionen festhalten und die ursprüngliche Lebensweise bevorzugen, haben immer noch schwer ums Überleben zu kämpfen und befinden sich oftmals auf dem sozialen Abstellgleis.

Der Roman ist inhaltlich sehr schön recherchiert, denn ein Teil der Charaktere haben tatsächlich einmal gelebt. Sie sind zusammen mit den anderen, fiktiven Personen wunderbar in die Geschichte miteingeflochten, von der ich mich nahezu in das Buch hereingesogen fühlte. Der Roman hatte beim Lesen eine Anziehungskraft auf mich, die ich kaum zuvor schon einmal verspürt habe und ich hoffe, noch sehr viele Geschichten von Britta Strauss lesen zu dürfen.